Würzenbach
Mit einem Einzugsgebiet von rund 10 km2 ist der Würzenbach das grösste Fliessgewässer, welches im Kanton Luzern in den Vierwaldstättersee fliesst. Aus allen Gemeinden, die um den Meggerwald liegen, fliesst Wasser in den Würzenbach. Die Quelle und damit der höchste Punkt des Würzenbachs befindet sich am Rooterberg, im Eggwald oberhalb Udligenswil. Die Mündung und damit der tiefste Punkt liegt im Strandbad Lido am Vierwaldstättersee. Der grösste Teil des Meggerwaldes entwässert in den Würzenbach. Die bedeutensten Zuflüsse sind der Dallenbach (Adligenswil), Mühlebach (Adligenswil), Meggerwaldbach (Adligenswil/Meggen), Wildsautobelbach (Adligenswil/Meggen), Mühleggbach, Büttenenbach und der Gerlisbergbach (alle Luzern).
Der Würzenbach fliesst mehrheitlich durch natürliche Flächen wie Wälder und Feuchtgebiete sowie 40% der Länge durch landwirtschaftlich genutzte Flächen. Rund ein Viertel liegen im Siedlungsgebiet. 9% des Würzenbachs, vor allem im Siedlungsgebiet der Gemeinde Udligenswil, fliesst gemäss Datenblatt des Kantons Luzern eingedolt. Auf der Hälfte der Bachlänge wird die Natürlichkeit des Bachverlaufs als wenig beeinträchtigt bewertet, wie der Geomorpholgischen Karte des Kantons Luzern entnommen werden kann. Weniger als ein Drittel der Länge ist wirklich naturnah und damit nicht von menschlichen Einflüssen geprägt. Der längste naturnahe Abschnitt liegt oberhalb des Siedlungsgebiets der Stadt Luzern im bewaldeten Bereich bis zum Risiboden in Adligenswil. In diesem Bereich liegen auch die grössten Neophytenvorkommen entlang des Würzenbaches, womit dem Würzenbach auf diese Weise seiner Natürlichkeit beraubt wird.
Im Bereich des Hinter Würzenbachs auf Stadtboden wurde zum Schutz vor Hochwasser 1978 ein 1,5 km langer Hochwasserentlastungstollen gebaut. Damit sollten Hochwasserspitzen (bis zu 27 m3 pro Sekunde) abgeleitet und bei der Seeburg direkt in den Vierwaldstättersee geführt werden. 2015 verstopfte Treibholz den Einfluss in den Stollen, weshalb es im Bereich Seefeld, Lido und Verkehrshaus trotz Hochwasserentlastungsstollen zu Überschwemmungen kam. In der Folge wurde ein neues Einleitwerk geplant und 2016 gebaut.
Das Bauwerk im Hinter Würzenbach begrenzt die maximale Durchflusskapazität des Würzenbaches auf 3m3 pro Sekunde. Dies entspricht der Kapazität, welche der Bachlauf im darunterliegenden Gebiet aufnehmen kann. Durchschnittlich fliessen beim Messpunkt in Adligenswil zwischen 0.02 und 0.4m3 pro Sekunde durch den Würzenbach. Entsprechend fliesst das Wasser des Würzenbachs mehrheitlich komplett durch das Bauwerk hinduch in den See. Modellierungen im Auftrag des Kantons Luzern haben 2016 ergeben, dass die Hochwasserspitzen bis zu einem Hochwasser, das statistisch seltener als alle 100 Jahre vorkommen (ohne Klimaveränderung) die Kapazität des Entlastungsstollens überschreiten würden. Mit den zusätzlichen Zuflüssen, die nach dem Bauwerk in den Würzenbach fliessen, könnten so bis zu 12m3 pro Sekunde Richtung See fliessen. Das Bachbett des Würzenbachs ist aktuell dafür zu klein.
Durch das Einleitbauwerk wird zudem der natürliche Geschiebetransport des Würzenbachs an dieser Stelle unterbrochen. Periodisch wird in diesem Bereich angeschwemmtes Material wie Sand und Steine ausgebaggert und abtransportiert. Damit fehlt im letzten Abschniss das für einen natürlichen Bach wichtige Geschiebe. Die aktuell begrenzte Abflusskapazität von max. 3m3 pro Sekunde lässt es zudem nicht zu, das Geschiebe im natürlichen Bachverlauf zu lassen. Es fehlt Gewässerraum und höhere Fliessgeschwindigkeiten, damit das Gewässer das Geschiebe auf natürliche Weise Richtung See transportieren und damit wertvolle Lebensräume bilden kann. Eine Renaturierung dieses letzten Abschnitts soll dieser natürliche Prozess wieder ermöglichen - dafür setzt sich auch der Verein unserwürzenBACH sein. Stadt und Kanton Luzern sind daran, ein konkretes Projekt auszuarbeiten.
Die Wasserqualität des Würzenbachs wurde anhand des biologischen Zustands bzw. der gefundenen Wirbellosen Tiere 2010 und 2018 als unbefriedigend taxiert. Rote Liste Arten, welche auf eine gute Wasserqualität hinweisen würden, konnten keine Nachgewisen werden. Auch der Nachweis von Krebsen, welche früher im Würzenbach in grossen Mengen vorkamen, fehlt aktuell. Einen möglichen Grund wieso der biologische Zustand unbefriedigend sein könnte, lag möglichweise an der ARA in Udligenswil. Weil sie die gesetzlichen Voraussetzungen nicht mehr erreichte, gelangten Verunreinigungen in den Würzenbach. Zudem kam und kommt es wohl auch in Zukunft bei grossen Regenereignissen wie in unseren Abwassersystemen üblich, zur Einleitung von stark verdüntem Abwasser in den Würzenbach (Notfallentlastung der Kanalisation). Seit 2022 wird nun das Abwasser der Gemeinde Udligenswil via Adligenswil durch REAL entsorgt bzw. in der ARA Buholz in Emmen gereinigt. Dadurch bestehen berechtigte Hoffungen, dass sich die Wasserqualität und damit auch der biologische Zustand des Würzenbachs in Zukunft wieder verbessert.
Ob bereits 2024 erste Effekte sichtbar sind, könnte eine CAS-Arbeit von Miriam Peretti zeigen. Weitere Informationen folgen.