, Ehrenbold Samuel

Das Hochmoor im Schlittenried – ein Unikum im Meggerwald

Im Schlittenried blieb das einzige Hochmoor des Meggerwalds erhalten. Dort leben Überlebenskünstler wie der Rundblättrige Sonnentau oder die Kleine Moosjungfer.

Am südöstlichen Rand des Meggerwalds liegt in der Gemeinde Küssnacht SZ das Schlittenried. Der Name weist auf die (frühere) landwirtschaftliche Nutzung hin: Riedland, bei dem man Schlitten zum Abtransport der Streue brauchte (www.ortsnamen.ch). Dieses rund 3.7 Hektar grosse Flachmoor von nationaler Bedeutung besteht aus zwei Teilgebieten, die jeweils von Wald und Kulturland eingefasst sind. Während man im östlichen Teil eine flache, mit Gräben durchzogene Riedwiese vorfindet, besteht das westliche Teilgebiet aus einem trockeneren Molassehügel, flachmoorigen Bereichen und einem Hochmoor, welches sich bereits vor Tausenden von Jahren in der Senke gebildet hat. Im Gegensatz zu Flachmooren wird ein Hochmoor nicht von Grundwasser, sondern von nährstoffarmem Regenwasser gespiesen. Entscheidend für die Abkoppelung vom Grundwasser sind die Torfmoose, welche das Moor in die Höhe wachsen lassen. Die Torfmoose sorgen auch dafür, dass das Hochmoor «sauer» ist (niedrige pH-Werte), was wiederum dazu führt, dass Pflanzen vorhandene Nährstoffe schlechter aufnehmen können.

Überlebenskünstler im Moor

Auf den Torfmoosen wachsen nur an die nährstoffarmen und sauren Verhältnisse angepasste Pflanzenarten. Der seltene Rundblättrige Sonnentau kommt ausschliesslich in Hochmooren vor. An seinen Blättern befinden sich tentakelartige Fortsätze, die ein klebriges Sekret ausscheiden. Kleine Insekten bleiben daran kleben, werden von den Blättern umschlungen und verdaut. Die freiwerdenden Nährstoffe benötigt der Sonnentau für das Wachstum.

Mitten im Hochmoor sind einige Wasserflächen zu sehen. Hier wachsen nebst Seggen und Binsen verschiedene weitere Moosarten. Diese Kleingewässer sind Lebensraum der Kleinen Moosjungfer, eine seltene Libellenart, die sich typischerweise in sauren Moorgewässern entwickelt. Im Schlittenried verlassen die Larven dieser farbenprächtigen Libelle bereits Ende April das Gewässer und schlüpfen zu einer flugfähigen Libelle. Diese können bis Ende Juni in der Umgebung beobachtet werden. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier an erwärmten Wasserstellen über schwimmenden Moosen ab. Bereits nach rund drei Wochen schlüpfen aus den Eiern die Larven. Diese leben dann rund zwei Jahre im Gewässer. 

Entscheidend ist der Wasserrückhalt

Das Schlittenried ist von Gräben in einer Gesamtlänge von rund 170 Metern durchzogen. Zwar sind die Gräben selbst auch ein spannender Lebensraum, etwa für Wasserfrösche, sie entziehen den Moorflächen jedoch dringend benötigtes Wasser. Damit das Hochmoor im Schlittenried, das mittlerweile einzige im gesamten Meggerwald, auch künftig seine einzigartigen Eigenschaften behält, ist ein möglichst langer Rückhalt des Regenwassers entscheidend. Vor einigen Jahren wurde deshalb der obere Bereich eines Entwässerungsgrabens mit einer Stausperre aus Holz versehen. Auf einer Länge von rund 10 Metern wurde das Wasser im Graben aufgestaut und so grössere Bereiche des Hochmoors stärker vernässt. Weitere Staustufen wären aber dringend nötig, damit die Zukunft des Hochmoors im Schlittenried gesichert ist. Vielfalter wird sich künftig beim Kanton Schwyz noch stärker für zusätzliche Massnahmen einsetzen.

 

Hochmoore sind trittempfindlich. Bitte geniesse den Anblick vom Weg oder vom Rastplatz aus. Zwischen Ende April und Ende Juni entdeckst du mit etwas Glück eine Kleine Moosjungfer bei der Jagd nach Insekten.