Interview mit Gisela Widmer
Am 22. September 2024 stimmt die Schweizer Bevölkerung über die Biodiversitätsinitiative ab. Die Intitative fordert, zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität erforderlichen Flächen, Mittel und Instrumente zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sollen schutzwürdige Landschaften, Ortsbilder sowie Natur- und Kulturdenkmäler bewahrt werden und unsere Natur, Landschaft und unser baukulturelles Erbe auch ausserhalb von Schutzobjekten geschont werden.
Gisela Widmer, aktuelle Vize-Kantonsratspräsidentin und Gemeinderätin von Adligenswil, engagiert sich wie auch der Verein Vielfalter für ein «JA» zur Biodiversitätsinitiative. Der Verein Vielfalter hat deshalb Gisela Widmer ein paar Fragen gestellt.
Gisela Widmer, wie steht es um die Biodiversität in der Schweiz und warum ist diese für uns so wichtig?
Gerne zitiere ich hierbei aus einem Beitrag aus dem Magazin direkt: Seit 1900 schwindet die Artenvielfalt drastisch. Die genetische Vielfalt geht verloren und viele Lebensräume sind bedroht. Über ein Drittel der Arten in der Schweiz – von Pflanzen über Pilze bis hin zu Tieren – sind heute bereits ausgestorben oder gelten als gefährdet. Noch schlimmer steht es um die Lebensräume: Rund die Hälfte der unterschiedlichen Lebensraumtypen stehen auf der roten Liste.
Auch für den Menschen ist das verheerend. Die biologische Vielfalt sei kein Luxus, den wir uns leisten könnten oder auch nicht, schreibt auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in seinem Bericht über den Zustand der Biodiversität. Vielmehr bildet sie die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion sowie für eine gute Luft- und Wasserqualität. Zudem hilft sie auch gegen den Klimawandel und dessen katastrophalen Auswirkungen durch Wetterextreme. «Kurz: Sie bildet eine wichtige Grundlage unserer Wohlfahrt», so das BAFU weiter.
Welche Ziele der Biodiversitätsinitiative liegen dir besonders am Herzen?
Die Biodiversitätsinitiative verpflichtet Bund und Kanton, mehr zu tun für Natur – in allen Bereichen, auch im Siedlungsraum. Sie richtet sich nicht an Privatpersonen oder Firmen. Es wird Aufgabe der Kantone und Gemeinden sein, die Initiative umzusetzen, vor allem auf Flächen der öffentlichen Hand.
Kann dank der Biodiversitätsinitiative auch die Natur im Siedlungsraum gefördert werden?
Dank der Biodiversitätsinitiative kann auch die Artenvielfalt im Siedlungsraum gefördert werden. Dies ist ein direkter Mehrwert für die Bevölkerung. Naturnahe Flächen bieten Erholung und stärken das Wohlergehen, von unseren Kindern genauso wie von der älteren Bevölkerung. Und die Natur profitiert ebenfalls. Auch wenn viele gefährdete Arten auf andere Lebensräume wie Wälder, vielfältiges Kulturland oder Feuchtgebiete angewiesen sind, gibt es einige auf Siedlungen spezialisierte Arten, wie den Mauersegler. Wenn der Siedlungsraum naturnah gestaltet und gepflegt wird, kann er eine beachtliche Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten beherbergen.
Wo in der Gemeinde Adligenswil ist die Artenvielfalt bereits heute gross?
Neben sehr schönen naturnahen, artenreichen Privatgärten verfügt Adligenswil mit seinen Naturschutzgebieten, seinen Moor- und Riedlandschaften im Meggerwald und entlang der Udligenswilerstrasse bereits gute Grundlagen für eine vielfältige, artenreiche Landschaft. Der Verein Vielfalter leistet mit seinen Einsätzen einen wertvollen Beitrag, diese Naturräume zu fördern und zu erhalten.
Und wo gibt es Verbesserungspotential?
Gemeinsam mit dem Kanton wollen wir zusätzliche naturnahe Strukturen erstellen. Dafür werden bestehende Gewässer freigeschnitten, neue Wasserelemente geschaffen, Strukturelemente aus Stein und Holz für Hermelin und Kleinsäuger geschaffen. Gleichzeitig engagiert sich die Gemeinde Adligenswil im Neopyhtenprojekts Meggerwalds, womit wir grossflächig invasive Arten im Meggerwald wie auch auf gemeindeeigenen Flächen entfernen. Amphibien, Reptilien, Insekten und Kleinsäuger freuen sich auf diese Lebensraumerweiterung.
Das Biodiversitätskonzept der Gemeinde bildet zudem für die weiteren Jahre die Richtschnur, um personelle und finanzielle Ressourcen auf noch mehr Biodiversität auszurichten. Die Umgebung des neuen Schulhauses soll dabei ein direkt erlebbarer Naturraum für die Schülerinnen und Schüler sowie die gesamte Bevölkerung erhalten.
Der Erhalt der Artenvielfalt ist für unsere Gemeinde eine stetige Aufgabe. Wir müssen den sorgfältigen Umgang weiter pflegen und Ressourcen bereitstellen, um unseren Kindern einen vielfältigen und funktionsfähigen Lebensraum übergeben zu können.
Wie lautet deine Prognose für die Abstimmung vom 22. September?
Ich hoffe auf eine Annahme der Initiative mit einem JA-Stimmenanteil von mindestens 55%. Die Forderungen der Initiative sind zum Wohle der Natur, der Landschaft und letztendlich der Menschen. Die Bevölkerung soll jetzt die Chance nutzen und ein JA einlegen. Dazu müssen noch einige Falschaussagen und Befürchtungen entkräftet werden. Gemeinsam schaffen wir dies. Ein grosses Dankeschön gilt daher dem riesigen Engagement der diversen Organisationen, welche sich hinter die Initiative stellen.
Fragen und Antworten sowie umfassende Informationen zur Intitiative finden Sie hier!
Besten Dank Gisela Widmer für das Interview.