, Samuel Ehrenbold

Lebensqualität dank Biodiversität

Die Vielfalt an Arten und Lebensräumen wirkt sich direkt auf unsere Lebensqualität aus. Die Biodiversitäts-Initiative, welche am 22. September zur Abstimmung kommt, unterstützt den Schutz und die Förderung der Artenvielfalt und damit den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

Als Besucherin und Geniesser des vielfältigen Meggerwaldes wissen wir aus eigener Erfahrung: Ein Spaziergang in der Natur tut Leib und Seele gut. Die Biodiversität wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus. Eine intakte Biodiversität ist aber auch unsere stärkste Verbündete bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. So speisen natürliche Flüsse das Grundwasser und im Siedlungsraum helfen begrünte Dächer, Bäume und Wiesen gegen Hitze und bei Starkregen vor Überschwemmungen. Die Bestäubung der meisten Pflanzen ist abhängig von Insekten. Ohne Insekten wäre unser Speiseplan stark reduziert. Ökosystemleistungen wie Bodenfruchtbarkeit, Bestäubung, sauberes Wasser sind zentral für die Produktion und Sicherung unserer Ernährung.

Verlust an Arten und Lebensräumen

Allein in der Schweiz ist der Reichtum an Formen, Farben und Lebensweisen unglaublich gross: Bisher wurden mehr als 56 000 verschiedene Arten von Pflanzen, Tieren und Pilzen nachgewiesen. Für ein Fünftel der bekannten einheimischen Arten in der Schweiz liegt eine Einschätzung des Aussterberisikos vor. Mehr als ein Drittel dieser Arten sind gefährdet. Sie haben nur noch kleine Verbreitungsareale, kleine Populationen oder sinkende Bestände (z.B. der Goldscheckenfalter, der auch in Riedwiesen des Meggerwaldes vorkommt). Je kleiner und fragmentierter das besiedelte Gebiet ist und je rascher der Bestand zurückgeht, desto höher ist die Gefährdungsstufe. Der Anteil gefährdeter Arten ist im intensiv genutzten Mittelland am höchsten und in den östlichen Zentralalpen am niedrigsten. Auf aquatische und feuchte Lebensräume angewiesene Tier- und Pflanzenarten sind überdurchschnittlich häufig gefährdet oder bereits ausgestorben. Die Hauptursache für den schlechten Zustand der Artenvielfalt ist bekannt: Wir nutzen unsere natürlichen Ressourcen nicht nachhaltig (Quelle: BAFU 2023: Gefährdete Arten und Lebensräume in der Schweiz - Synthese Rote Listen).

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass wir rasch wirksame Massnahmen ergreifen müssen, wenn wir die für uns Menschen überlebenswichtigen Ökosysteme langfristig erhalten wollen. Der Verlust an Arten und die stetige Verschlechterung der Lebensräume geht weiter, wenn wir nicht mehr tun.

Wo setzt die Initiative an?

Um die Biodiversität der Schweiz zu erhalten, besteht vor allem bei der Fläche, bei der Qualität und bei der Vernetzung der Lebensräume grosser Handlungsbedarf. Schutzgebiete sind für die Erhaltung der Biodiversität von besonderer Bedeutung. Sie sorgen dafür, dass natürliche oder naturnahe Lebensräume für spezialisierte Arten vor einer biodiversitäts-schädigenden Nutzung geschützt werden. Leider sorgen etwa unangepasste Nutzungen, Entwässerung oder Stickstoffeintrag zu einer stetigen Beeinträchtigung der geschützten Lebensräume. Im Meggerwald und Umgebung gibt es bereits einige, teils sehr artenreiche Schutzgebietsflächen (z.B. das Wagemoos, das Schlittenried oder das Hemschleweidli). Aber gerade ausserhalb des Waldes sind diese oft durch Strassen, Siedlungen oder intensiv genutztes Kulturland voneinander isoliert (z.B. das Stegmattried im Götzental und das Moosried). Gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind oft gänzlich auf Lebensräume in Schutzgebieten angewiesen (z.B. der Rundblättrige Sonnentau). Die heute vorhandenen Schutzgebiete reichen in ihrem Zustand nicht aus, die noch vorhandene Biodiversität zu erhalten. Ergänzend zu den bestehenden Schutzgebieten braucht es also zusätzliche Gebiete von hoher Qualität. Hier setzt die Initiative an: Es braucht mehr Raum und mehr (finanzielles) Engagement für den Schutz und die Förderung der Biodiversität. Zusätzlich soll die Biodiversität als besonders wichtiges Gut in der Bundesverfassung verankert werden. Ergänzt werden soll, dass (a) die schutzwürdigen Landschaften, Ortsbilder, geschichtlichen Stätten sowie Natur- und Kulturdenkmäler bewahrt werden, (b) die Natur, die Landschaft und das baukulturelle Erbe auch ausserhalb der Schutzobjekte geschont werden und (c) die zur Sicherung und Stärkung der Biodiversität erforderlichen Flächen, Mittel und Instrumente zur Verfügung stehen. Die Biodiversitätsinitiative sorgt dafür, dass die Biodiversität und unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben.

 

«Die Schutzgebiete, wie wir sie heute kennen, reichen in ihrer Grösse und ihrem Zustand nicht aus, um die noch vorhandene Biodiversität zu erhalten. Wir brauchen zusätzliche Schutzgebiete mit hoher Lebensraumqualität.»
Samuel Ehrenbold, Biologe und Präsident VIELFALTER

 

JA am 22. September 2024

Die eidgenössische Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» (Biodiversitätsinitiative) verankert einen stärkeren Schutz der Biodiversität in der Verfassung und fordert mehr Flächen sowie finanzielle Mittel für die Biodiversität. Am 22. September 2024 kommt die Initiative zur Abstimmung. Als Verein, der sich für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität im Meggerwald und Umgebung einsetzt, unterstützen wir die Initiative vorbehaltlos. Sag auch du JA zur Biodiversitäts-Initiative – damit wir es gemeinsam schaffen, die Vielfalt an Arten und Lebensräumen zu erhalten und zu fördern.