Pilzexkursion
Es war einer der vielen schönen Herbsttage und vom Gefühl her viel zu trocken, um im Meggerwald nach Pilzen zu suchen. Trotzdem liessen sich über 20 Personen nicht vom Wetter beeindrucken und sich stattdessen von Michela Grunder in die Welt der Pilze entführen. Zum Erstaunen der Teilnehmenden stand Michela Grunder nicht mit leeren Händen da. Michela Grunder, die diplomierte Pilzkontrolleurin präsentierte einen vollen Tisch mit Meggerwald-Pilzen. Schön gruppiert, damit auch Laien rasch die Pilze nach Bauchpilze , Leistenpilze, Porlinge, Röhrlinge , Lamellenpilze und Sprödblättler unterscheiden konnten.
Die präsentierte Vielfalt war gross und reichte vom bekannten Steinpilz über Eierschwämme, Hexenei bis hin zum Champignon. Als erfreuliche und erst noch gut schmeckende Rarität konnte Michela Grunder den Anhängselröhrling präsentieren. Während der anschliessenden Exkursion wurden auch die beiden im Meggerwald häufig vorkommenden Hexenröhrlinge diskutiert; der Flockenstielige Hexenröhrling in gekochter Form als sehr guter Speisepilz und der seit einigen Jahren freigegebene Netzstielige Hexenröhrling, welcher aber vor dem Verzehr für mindestens 20 Minuten gekocht werden sollte.
Als einer der giftigsten Pilze überhaupt konnten sich die Teilnehmenden auch den Grünen Knollenblätterpilz live ansehen. Dieser kann bereits in kleinsten Mengen tödliche Leberschäden auslösen oder bereits durch Berühren mit den Händen und nachfolgendem Reiben der Augen zu Schäden führen. Die Knollenblätterpilze sind für die meisten Vergiftungsfälle bzw. Todesfälle durch Pilzvergiftungen verantwortlich. Das Erkennen dieser ist demnach für alle Pilzlerinnen und Pilzlern von grosser Wichtigkeit.
Während der Exkursion im Wald fanden wir auch ein Feld von ausgerissenen Samtfuss Kremplinge. Dieser von oben an einen Maronenröhrling oder gar Steinpilz erinnernde Pilz ist kein Speisepilz und wird höchstens zum Färben eingesetzt. Entsprechend ärgerlich ist es, dass jemand diese mehrfach ausgerissen hat und dann einfach liegen gelassen hat. Im Kanton Luzern ist wahlloses Pflücken und mutwilliges Zerstören von Pilzen verboten. Für ein schonendes und nachhaltiges Pilzesammeln erinnert deshalb Michela Grunder an einige Empfehlungen:
- Ganz junge/kleine und alte/grosse Pilze immer stehen lassen. Zu kleine Pilze sind nicht eindeutig bestimmbar und damit ist die Verwechslungsgefahr zu gross. Zu alte Pilze sind meist verwurmt und damit nicht mehr geniessbar und für die Verbreitung der Sporen wichtig.
- Pilz als ganzer Fruchtkörper inkl. Stiel und Stielbasis (zur Bestimmung wichtig) aus dem Boden herausdrehen und entstandenes Loch mit Erde zudecken, damit das Mycel im Boden nicht unnötig austrocknet.
- Pilze nie in Plastiktüten sammeln; geeignet sind Körbe, Stoffbeutel, Papiersäcke.
- Von unbekannten Pilzen ein bis maximal drei Pilze getrennt von andern Pilzen mit nach Hause nehmen und zu Hause in Ruhe anschauen und «schlüsseln» oder durch Pilzkontrolle/Verein bestimmen lassen. Wer nicht interessiert ist, sein Pilzwissen auszubauen, lässt unbekannte Pilze lieber von Anfang an im Walde stehen.
- Nur so viele Pilze mit nach Hause nehmen, wie verwertet werden können. Pilze verderben rasch, so dass auch gute Speisepilze z.B. durch Schimmelbefall zu Vergiftungen führen können.
- Auch ungeniessbare und giftige Pilze haben in der Natur ihre Bedeutung. Ein mutwilliges Zerstören und Zertreten dieser passt nicht ins Naturell von Pilzinteressierten, welche der Vielfalt der Pilze mit Dankbarkeit und Wertschätzung begegnen.
- Gesetzliche Regeln wie Schontage und Maximalmengen einhalten, wobei von Kanton zu Kanton unterschiedliche Regeln gelten. Informationen dazu findet man bei der VAPKO.
Zum Schluss nahmen die Teilnehmenden noch den Hinweis mit nach Hause, dass es bis dato keine App gibt, die zuverlässig einen vor die Kamera gehaltenen Pilz bestimmen kann. Wichtige Merkmale für die Bestimmung, wie z. B. Geruch oder Geschmack kann die App nicht erkennen. Dafür helfen Pilz-Apps (wie die empfohlene Pilze 123) anhand beschriebener Merkmale und der zur Verfügung gestellten Bilder den gefunden Pilz besser zu identifizieren.
Für die vielfältigen Informationen, das Zurverfügungstellen des grossen Fachwissens, die Vorbereitung und Durchführung der Pilzexkursion bedankt sich der Verein Vielfalter bei Michela Grunder herzlich.